Nussknacker & Co.
Musikalische Unterrichtsideen rund um die weihnachtliche Schalenfrucht und das zugehörige Werkzeug
Friedrich Neumann
Nüsse und Nussknacker spielen in der Adbvents- und Weihnachtszeit eine große Rolle. Warum ist das eigentlich so? Und was lässt sich daraus für den Musikunterricht ableiten?
Typisch für die Adventszeit ist der bunte Teller mit Schokolade, Plätzchen und Nüssen, der zusammen mit dem Adventskranz für die weihnachtliche Stimmung sorgt und Kinder sowie Erwachsene gleichermaßen erfreut. Kerzenschein und süße Leckereien entspannen gestresste Seelen und hellen die Stimmung in der sonst so dunklen Zeit auf.
Nüsse als ganzschalige Frucht gehören hier unbedingt zur Tradition, obwohl es heutzutage zu jeder Jahreszeit alle Nüsse zu kaufen gibt – natürlich geschält. Aber in der Adventszeit liegen in den Supermärkten trotzdem Tüten mit ungeschälten Nüssen aus. Dafür gibt es gute Gründe:
In der Schale können Nüsse sehr lange auf einem Teller liegen, ohne an Qualität einzubüßen. Außerdem schaffen die harten Früchte einen Anlass für Achtsamkeit und Entschleunigung, denn das Knacken einer Nuss nimmt Zeit in Anspruch und lenkt den Fokus auf die manuelle Betätigung. Familien und Freundeskreise nutzen das gern als Anlass für Gemeinsamkeit am Abend. Unverzichtbar ist dabei natürlich der Nussknacker, denn die harte Schale widersteht selbst den stärksten Händen.
Nussknacker gibt es in zwei Sorten zu kaufen: Als funktionale Werkzeuge, meistens eine Art Zange, oder als künstlerisch gestaltetes Dekorationsstück aus Holz. Das sind in der Regel Figuren, die uniformtragende Soldaten, Polizisten oder Könige darstellen – eine Tradition, die ungefähr im 17. Jahrhundert in Bayern und im Erzgebirge ihren Anfang nahm. Die Tatsache, dass es sich bei den Figuren immer um Vertreter der Obrigkeit handelt, die zudem stets grimmig dreinschauen, legt die Vermutung nahe, dass die öffentlichen Würdenträger ein wenig veralbert werden sollten.
Dekorative Nussknacker können auch im Weltraumzeitalter unverzichtbar sein, das zeigt der Reisenussknacker Wilhelm, der vom ESA-Astronauten Matthias Maurer zur Raumstation ISS mitgenommen wurde.
Der Nussknacker in Musik und Literatur
Die Erzählung Nussknacker und Mausekönig von E.T.A. Hoffmann trug erheblich zur Etablierung der typischen Holzfigur bei. Hoffmanns Märchen aus dem Jahr 1816 war nicht nur literarisch erfolgreich, sondern lieferte auch die Vorlage für Pjotr Tschaikowskys Ballett Der Nussknacker, das bis heute zu den am häufigsten aufgeführten Balletten gehört. Die Geschichte, in der es um Spielzeugfiguren geht, die nachts zum Leben erwachen, könnte ein Vorläufer für viele heutige Animationsfilme im Stile von Toy Story sein.
Es gibt daneben noch eine weniger bekannte literarische Vorlage vom Schöpfer des Struwwelpeter, Heinrich Hoffmann. In seinem reich bebilderten Kinderbuch König Nussknacker und der arme Reinhold geht es auch um eine lebendig gewordene Holzfigur. Hauptfigur ist ein kranker Junge, der ohne Vater aufwächst und dem des Nachts der mächtige König Nussknacker erscheint, der sich seiner annimmt und ihm schließlich seine Nussknacker-Garde überlässt. Das reich illustrierte Buch ist in digitaler Form frei verfügbar und kann unter folgender URL runtergeladen werden:
https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00026002
Ideen für den Musikunterricht
Walnuss-Kastagnetten
Wenn eine Walnuss vorsichtig aufgeknackt wird, sodass die beiden Schalenhälften heil bleiben, können diese als Rhythmusinstrument ähnlich wie Kastagnetten verwendet werden. Damit lassen sich im Klassenorchester alle möglichen Rhythmen spielen. Ein Beispiel dafür ist das Rhythmus-Stück „Walnuss-Kastagnetten“.
Nusspost
Aber auch ganz ohne Nuss lässt sich ein Nuss-Spiel machen: Es ist die „Rhythmuspost“, hier in der Version „Nusspost“. dabei müssen Wortrhythmen in einer Personenkette weitergegeben und am Ende richtig erkannt werden. Es ist ein Wettspiel mit zwei bis drei Gruppen, von denen am Ende eine als Gewinner hervorgeht. Trainiert wird bei diesem Spiel die Verknüpfung von Sprache und Rhythmus sowie Konzentrationsfähigkeit und Körperwahrnehmung. Zunächst werden die Wortrhythmen zur Einstudierung gemeinsam rhythmisch gesprochen.
Dann wird gesprochen und gleichzeitig dazu geklatscht. Schließlich wird nur noch geklatscht und die Wörter sollen erraten werden. Es dauert erfahrungsgemäß nicht sehr lange, bis alle Kinder in der Lage sind, die Rhythmen den entsprechenden Wörtern zuzuordnen. Wenn das der Fall ist, werden Gruppen gebildet. Es können zwei oder drei Gruppen sein. Sie müssen auf jeden Fall gleich groß sein.
Jede Gruppe bestimmt einen Schiedsrichter, der bei einer anderen Gruppe aufpasst, dass nicht geschummelt wird. Spielleiter (und ggf. auch Schiedsrichter) ist die Lehrkraft.
Jede Gruppe setzt sich auf den Boden; die einzelnen Teilnehmer platzieren sich hintereinander in einer Reihe. Man muss dicht genug sitzen, um der Person vor sich auf die Schulter klopfen zu können (siehe Illustration). Die zwei oder drei Reihen postieren sich nebeneinander. Vor jeder Reihe muss genügend Platz sein, denn sie wird sich während des Spiels unweigerlich nach vorn bewegen. Immer die jeweils erste Person in einer Gruppe hält eine Trommel in der Hand.
Das Spiel beginnt. Das letzte Kind in der Gruppe sucht sich eins der vier Wörter aus, z. B. „Wal-nuss“, und klopft den entsprechenden Rhythmus, in diesem Fall zwei Viertel, auf den Rücken oder die Schulter der Person davor. Diese Person gibt den Rhythmus weiter – so lange, bis er ganz vorn angekommen ist. Die Person an vorderster Stelle konzentriert sich, ermittelt das Ergebnis und ruft dann laut: „Wal-nuss“. Dabei schlägt sie gleichzeitig eine Trommel (oder Walnussschale) im entsprechenden Rhythmus. Das letzte Kind in der Reihe muss prüfen, ob das Ergebnis richtig war. Wenn ja, rückt nun die letzte Person an die erste Stelle und bekommt die Trommel. Wenn nicht, bleiben alle sitzen und starten einen erneuten Versuch.
Die Gruppe, in der zuerst alle wieder in der Ausgangsposition sitzen, hat gewonnen. Die Schiedsrichter sind dabei sehr wichtig, denn sie passen auf, dass die Wörter nur geklopft, aber nicht gesprochen werden.
König-Nussknacker-Rap
In Heinrich Hoffmanns König Nussknacker und der arme Reinhold stellt sich der Nussknacker-König mit einem Vers vor, der wie ein Rap anmutet und deswegen auch als Rap dargeboten werden kann. Arbeitsblatt 3 enthält den König-Nussknacker-Rap. Er kann so wie notiert, aber auch in eigener Version aufgeführt werden. Als Begleitung kann das Playback von der CD zum Heft verwendet werden oder es werden Nuss-Rhythmen aus der Rhythmuspost oder den Nuss-Kastagnetten gespielt.