Musik in der Grundschule – Ausgabe 4/20 Leseprobe 1

Wintermusikgedanken

Meinhard Ansohn

Winter ist immer anders. Schneit es im Süden, dann regnet es im Norden. Regnet es im Süden, scheint im Norden die Sonne. Hier hagelt es, da ist es noch neblig und trüb. Nur das innere Bild vom Winter bei uns ist immer: Schnee, Schlitten, Schneemann.

Schön finden wir, wenn Dinge bleiben, wie sie sind (oder waren oder scheinen). Tradition, die wir mögen, basiert auf Erinnerungen, die oft geschönt sind, auf Bildern, die in der Kindheit einen vertrauten Rahmen geschaffen haben und auf Sätzen, die immer wieder aus der Vergangenheit zitiert werden, sodass sie wahrer erscheinen als jede Realität.

Ganz im Schnee – und ganz zu Hause

Schneeflöckchen, Weißröckchen ist eins der Lieder, die 5–8-jährige Kinder, die ich kenne, das ganze Jahr durch singen würden. Mitten zu Beginn der Hitzeperiode: „Was wollt ihr heute singen?“ „Schneeflöckchen, Weißröckchen.“ Ok, der verlässliche Liederschatz ist oft besser als gar keiner.
Das Schneeflöckchenlied – ein Lied, bei dem Schnee erwartet und ersehnt wird, der noch gar nicht da ist – bietet eine schöne Möglichkeit, zu Hause mitzuspielen, wenn ein Handy, ein Tablet oder ein Computer vorhanden ist. Auch in einer kleinen Gruppe in der Schule ist das Lied leicht zu spielen.


Einstimmig spielbare Pianotastaturen finden sich für den Computer auf onlinepianist.com oder musicca.com. Eine App, die sowohl für iOS als auch Android funktioniert und kostenlos geladen werden kann, heißt Real Piano. Mit mehreren Geräten macht es mehr Spaß, die Musik zu spielen.
Dim, dim, dim – dim, dim dim. Zweimal die sechsstrahlige Schneeflocke herum und schon ist eine Liedzeile begleitet.

Winter – Bilder – Bäume

Ein ganz anderes, nicht ganz neues, aber unbekanntes Lied ist Ich male mir den Winter. Der Kinderbuchautor und lyrische Zauberer Josef Guggenmos hat das Gedicht geschrieben und der wegweisende Sprach- und Musikpädagoge Heinz Lemmermann die Melodie dazu. Es ist geeignet, eine Stimmung von Winter zu fühlen, die mit Kälte, aber nicht mit festgelegten Winterbildern zu tun hat. Ungewöhnlich ist, dass es zwar einen Refrain mit einer eingängigen Melodie gibt, der aber jeweils eigene zweizeilige Texte mitbringt, die immer einmal wiederholt werden. Die Kinder können das Lied singend kennenlernen, falls sie singen dürfen, oder sich die Aufnahme anhören und es hörend lernen, falls sie nicht singen dürfen.
Dazu kann mit Bleistiften ein Bild gemalt werden, dunkle Linien, hellere Flächen z. B. schraffiert, weiße Flächen bleiben leicht umrandet: Bäume, Wolken, Vögel, vielleicht Sträucher, einen Weg, der sich durch die Landschaft schlängelt. Es sieht schön aus, wenn irgendwo ein Farbtupfer auftaucht.
Mit den Instrumenten im Musikraum oder mit der Piano-App kann die Begleitung des Refrains vom Bass mitgespiet werden: G – F – E – D. Die Computerseite musicca.com bietet sogar eine Bassgitarre an, auf der man sich vorher zeigen lassen kann, wo die Töne liegen, die man antippen muss.

Wort-Spiel mit Winterwetter

Wie war das Wetter draußen? Gibt es Schnee oder eher Regen? Daraus können Wortspiele entstehen (drei vorgegebene Rhythmen, Kasten).


Spielregel 1: Zwei Zeilen werden schnell und immer schneller gesprochen, bis die Zunge sich verhaspelt.
Spielregel 2: Alle drei Zweizeiler werden hintereinander schnell und immer schneller gesprochen, bis die Zunge sich verhaspelt.
Spielregel 3: Zwei oder drei Kinder sprechen im Kanon die Zweizeiler.
Spielregel 4: Dasselbe mit den Händen als Zusatz. Regen sind zwei schnelle Schläge auf die Beine, bei Schnee geht die Hand auf den Tisch. Für Sonne und Wolken finden die Kinder eigene Klänge bzw. Bewegungen.
Spielregel 5: Dasselbe ohne zu sprechen.
Spielregel 6: Dasselbe mit Musikinstrumenten oder Gegenständen aus dem Zimmer.
Spielregel 7: Die Füllung der leeren Felder wird ausgewürfelt: 1 heißt Pause; 2, 4 und 6 heißen Regen; 3 und 5 heißen Schnee. Oder die Kinder denken sich eigene Zuordnungen zu den Würfelzahlen aus.

Wettervorhersage (Variante von Schiffe versenken)

Es gibt zwei Möglichkeiten, das Spiel zu benden. Es werden zwei Tabellen mit acht mal acht Kästchen gezeichnet (oder Vorlage CD-ROM). Dann setzen sich alle so hin, dass man sich nicht gegenseitig sehen kann. Jeder füllt die Diagramme mit Zeichen für Regen oder Schnee. Es gibt nur Regen und Schnee. Am Anfang sollte mehr als die Hälfte der Kästchen entweder zwei Regentropfen oder eine Schneeflocke enthalten. Und es sollten zusammenhängende Gebiete von Wetter sein, z. B. Viererpakete, damit man bei Treffern Richtungen prüfen kann.
Die Zeichen für Regen sind z. B. zwei Fingertipps auf den Tisch, für Schnee ein Wischer mit dem Fingernagel über ein Blatt Papier. Spielerin A beginnt und sagt z. B. „A1“ und macht den Klang für Schnee. Ist da Schnee, antwortet Spieler B mit dem gleichen Klang. Dann darf Spielerin A weitermachen. Ansonsten wechselt die Anfrage. Gibt es Regen oder gar nichts, antwortet Spieler B mit dem Zeichen für Wind, indem er „hui“ ohne Stimme durch die Lippen pfeift.
Wenn 8 x 8 zu groß ist, kann mit 5 x 5 oder 6 x 6 begonnen werden (CD-ROM). Vereinfachungen sind immer möglich, aber auch Schikanen: Man kann z. B. ein Kästchen mit Hagel einbauen. Wer aus Versehen darauf kommt, hat verloren – wenn man streng spielt. Der enstsprechende Klang dafür ist großes Gerumpel! Oder der Treffer auf Hagel gibt dem anderen Spieler das Recht, ab jetzt pro Spielrunde doppelt so viele Kästchen zu benennen.

Mein Winteralbum

Einige Musiker beleben den Musikmarkt anstelle eines Weihnachtsalbums mit einer Zusammenstellung von Winterliedern, einem „Winteralbum“. Ihre Beziehung zum Winter, die sie in ihrer Musik ausdrücken, ist wie bei allen von uns sehr unterschiedlich.
Hier werden vier Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich Rock-Pop mit jeweils einem Winter-Song vorgestellt. Die Musik soll verglichen werden mit den vier CD-Verpackungen („Cover“) und mit erfundenen, aber realistischen Interviews, in denen man etwas über sie erfahren kann. Es gibt jeweils fünf Fragen:
1. Wer bist du?
2. Was ist dein größter Erfolg?
3. Was magst du an deiner Musik?
4. Was denkst du zum Thema Winter?
5. Und dein Winteralbum …?

 

Wenn die Interviews in der Klasse (Klasse 4 oder älter) vorgelesen oder zu Hause selbst gelesen worden sind, kann man die Musikausschnitte Stück für Stück anhören und zuordnen, welcher Teil des Interviews auf welche Musik verweist. Auch die Cover, deren Titel leicht auf eine Musik verweisen, können als passend oder weniger passend zu den vier Musiken beschrieben werden. Welche Stimmungen auf den CD-Hüllen sind vielleicht austauschbar, welche passen eigentlich nur zu dem einen Künstler, der einen Künstlerin?

 

Schwarze Tasten

Der Song Winter Time steht in einer ungewöhnlichen Tonart: b-Moll. Das erlaubt es, den Bass nur mit schwarzen Tasten zu begleiten: b – as und ges, der „Drilling“ auf dem Klavier, von rechts nach links gespielt. Das langsame Tempo kann mit ein etwas Geduld selbst herausgefunden werden. Aber Achtung: An einer Stelle wird die Bassbegleitung schneller. Und zum Schluss des Beispielausschnitts kommt ein neuer Ton dazu. Probiere ihn hörend herauszufinden und mitzuspielen.
Auch diese Bass-Töne können bei musicca.com als Bassgitarre mit dem Mauszeiger oder auf Touchscreens mit dem Finger angetippt werden. Wer die Töne nicht heraushört, kann das hier abgedruckte Bild benutzen, das die drei Töne auf einer Bass-Saite darstellt (s. u.).

Hat Wintermusik Zukunft

Niemand weiß, ob und wann der Winter sich endgültig verabschieden könnte. Ob es bald viel zu warm auf der Erde wird oder ob die langsame Umleitung des Golfstroms den Winter bei uns erst recht wieder kälter werden lässt. Wenn die Städte mehr Wärme abstrahlen, aber Öfen nicht geheizt werden dürfen, ob das durch kuschelige Kaminfeuermusik ausgedrückt werden kann? Schlittenfahren und Schneeballschlacht, werden das bald nur noch Bilder sein, die unser echtes Leben nicht mehr hergibt? Sicher ist es wichtig, sie lebendig zu halten.